2. Frauen-Bundesliga
Meppens Trainerin Bakhuis: "Ich vertraue auf gewohnte Abläufe"
Mehr Topspiel geht nicht! Heute (ab 14 Uhr) empfängt der Tabellenzweite SV Meppen in der 2. Frauen-Bundesliga den Spitzenreiter Hamburger SV. Schon jetzt ist sicher, dass der Zuschauerrekord der Liga aus dem Jahr 2013 (3050 Fans beim Spiel TSG Hoffenheim gegen den 1. FC Köln) geknackt wird. Im DFB.de-Interview spricht SVM-Trainerin Carin Bakhuis (34) mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das "Gipfeltreffen".
DFB.de: Beim Spitzenspiel gegen den Ligaprimus Hamburger SV wird es mit mehr als 4000 Zuschauer*innen eine neue Rekordkulisse in Meppen geben und die bisherige Bestmarke deutlich überboten. Wie groß ist die Vorfreude beim Team und bei Ihnen persönlich, Frau Bakhuis?
Carin Bakhuis: Riesengroß! Vor einer solchen Kulisse spielen zu dürfen, ist mega. Mit unserem jüngsten 2:0-Heimsieg gegen den FC Ingolstadt 04 haben wir den Grundstein für das Topspiel gelegt, wollen möglichst nachlegen.
DFB.de: Sehen Sie den großen Zuspruch und die Unterstützung auch als Signal, dass der Verein unbedingt wieder zurück in die Google Pixel Frauen-Bundesliga will?
Bakhuis: Die Unterstützung im Verein habe ich während der gesamten Zeit gespürt, ist für mich nicht zuschauerabhängig. Nach unserem Abstieg aus der Frauen-Bundesliga hatten wir sehr viele Abgänge, mussten ein komplett neues Team mit einem geringeren Budget aufbauen. Deshalb standen zunächst Stabilität und Weiterentwicklung im Fokus.
DFB.de: Wie werden Sie das Team auf den Höhepunkt gegen HSV vorbereiten?
Bakhuis: Ich werde vor dem Spitzenspiel nicht viel Neues ausprobieren, vertraue auf die gewohnten Abläufe. Wir bleiben auf unserem Weg, gehen in unserer Aufgabe voll auf. Die Liga ist extrem spannend und die Mannschaften sind sehr eng beieinander. Deshalb sind wir gut beraten, wenn wir nur auf uns schauen.
DFB.de: Das Hinspiel in Hamburg ging nach einer 3:0-Halbzeitführung noch 3:4 verloren. Wie konnte das passieren und wie sehr schmerzt das noch?
Bakhuis: Wir haben nach der Pause drei Gegentore innerhalb von fünf Minuten kassiert. Der Hamburger SV hat eine ganz starke Mannschaft und wir wissen um ihre Qualitäten. Aber ganz ehrlich: Wenn man 3:0 führt, darf man nicht mehr verlieren. Jede Niederlage tut weh, aber diese ganz besonders. Die Busfahrt zurück nach Meppen hat keinen Spaß gemacht.
DFB.de: Dürfen sich die Zuschauer*innen beim Rückspiel erneut auf ein Torfestival freuen?
Bakhuis: Von unserer Seite ein klares Ja! Ich hoffe, dass wir aus dem Hinspiel gelernt haben und weniger Gegentore kassieren. Wir haben uns in Laufe der Saison verbessert, deshalb erwarte ich ein Duell auf Augenhöhe.
DFB.de: Das Aufstiegsrennen verspricht Hochspannung. Platz eins und vier trennen nur zwei Punkte. Selbst bis zu Rang sieben sind es nur fünf Zähler. Wie bewerten Sie die Ausgangsposition und welche Teams sind die stärksten Konkurrenten?
Bakhuis: Der Hamburger SV ist fußballerisch stark und nicht umsonst Tabellenführer. Grundsätzlich gibt es in der 2. Frauen-Bundesliga aber keine einfachen Spiele. Die eine Mannschaft spielt körperlich sehr robust, andere Teams fordern uns im taktischen Bereich. Jede Mannschaft hat ihre Qualitäten, wir müssen uns jede Woche gut darauf vorbereiten.
DFB.de: Noch stehen neun Spieltage aus. Welche Bedeutung haben im Aufstiegsrennen die direkten Duelle wie jetzt gegen den HSV?
Bakhuis: Wenn man solche Partien für sich entscheidet, ist das großartig. Zuletzt war uns das mit dem 3:1-Auswärtssieg beim 1. FFC Turbine Potsdam gelungen. Andererseits wird die Meisterschaft ganz sicher nicht am Sonntag entschieden. Jede Mannschaft hat bislang schon Punkte liegengelassen. Das wird auch im Endspurt passieren.
DFB.de: Bereits zweimal ist der SV Meppen in die Google Pixel Frauen-Bundesliga aufgestiegen, musste jeweils aber sofort wieder runter. Was würde es für Sie und den Klub bedeuten, es zum dritten Mal zu schaffen?
Bakhuis: Das wäre sensationell. Aber so weit sind wir noch lange nicht und ich will auch zu diesem Zeitpunkt nicht darüber sprechen. Wir wollen mit beiden Beinen auf den Boden bleiben und in Ruhe weiterarbeiten.
DFB.de: Trotz des Abstiegs aus der höchsten deutschen Spielklasse im zurückliegenden Sommer blieben Sie als Cheftrainerin im Amt, was nicht unbedingt selbstverständlich ist. War es Ihnen wichtig, den Misserfolg "reparieren" zu können?
Bakhuis: Als ich das Team nach dem Aufstieg übernommen hatte, war der Klassenverbleib das Ziel. Wir sind mit dem kleinsten Etat und als totaler Underdog in die Saison gegangen. Alles wurde vorher klar kommuniziert. Deshalb gab es für die Verantwortlichen keinen Grund, nicht an mir festzuhalten. Natürlich will ich jetzt mit dem Team das Maximum herausholen und etwas für den Verein leisten.
DFB.de: War der direkte Wiederaufstieg schon zu Saisonbeginn die klar formulierte Zielsetzung?
Bakhuis: Nein. Nach 14 Abgängen mussten wir erst einmal eine neue Mannschaft aufbauen. Wir haben mit viele junge Spielerinnen und Eigengewächse das Fundament gelegt. Darauf können wir jetzt aufbauen.
DFB.de: Was zeichnet das neuformierte Team in dieser Saison besonders aus?
Bakhuis: Die Mannschaft kann unglaublich gut mit Rückschlägen umgehen und ist charakterlich einwandfrei. Wir kämpfen so hart füreinander und geben niemals auf. Diese Eigenschaften sind in Deutschland stark ausgeprägt und gefallen mir.
DFB.de: Aktuell ist Theresa Merk beim SC Freiburg die einzige Cheftrainerin in der Bundesliga. Wie erklären Sie sich das?
Bakhuis: Schwer zu sagen. Ich finde es auf jeden Fall nicht gut. Es gibt viele Trainerinnen mit großem Potenzial. Da sind die Vereine gefordert. Ich würde mich sehr freuen, wenn mehr Frauen eine Chance bekommen und eingestellt würden.
DFB.de: Wie ist die Entwicklung in Ihrem Heimatland?
Bakhuis: In den Niederlanden sind immerhin vier Frauen in der Eredivisie, der höchsten Spielklasse, als Cheftrainerinnen beschäftigt. Vielleicht hängt es aber auch damit zusammen, dass es dort bisher keinen sportlichen Auf- und Abstieg gab. Man wird sehen, ob diese Entwicklung fortgesetzt wird, sobald auch der Erwartungsdruck steigt.
DFB.de: Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen dem Frauenfußball in Deutschland und in den Niederlanden?
Bakhuis: In den Niederlanden sind sehr viele extrem junge Talente in der höchsten Liga unterwegs, weil die Top-Spielerinnen in der Regel schon mit 19 oder 20 Jahren ins Ausland wechseln, wo es schon professioneller zugeht und es auch bessere Verdienstmöglichkeiten gibt. Grundsätzlich wird in meiner Heimat sehr viel Wert auf Technik und Taktik gelegt, während in Deutschland mehr auf das körperliche Durchsetzungsvermögen geachtet und im mentalen Bereich gearbeitet wird. Die Frauen-Bundesliga und auch die 2. Frauen-Bundesliga sind im Vergleich zur niederländischen Liga schon sehr erwachsen.
Kategorien: 2. Frauen-Bundesliga
Autor: mspw
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