DFB-Pokal der Frauen
De Haan vor Werder-Duell: "Wir sind nicht chancenlos"
Der SC Fortuna Köln trifft heute (ab 16 Uhr) im Achtelfinale des DFB-Pokals der Frauen als klarer Außenseiter auf den SV Werder Bremen aus der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Der West-Regionalligist hofft trotz des doppelten Klassenunterschieds auf die Sensation. Wie sie gelingen kann, erklärt Fortuna-Torhüterin Hanna de Haan auf DFB.de.
Das Spiel wird groß, besonders und emotional. Für die Frauen des SC Fortuna Köln sowieso. Für Torhüterin und Kapitänin Hanna de Haan allerdings in besonderem Maße. Denn wenn der West-Regionalligist heute den SV Werder Bremen, den Fünften der Google Pixel Frauen-Bundesliga, im Südstadion empfängt, ist es für sie eine Reise in ihre eigene Vergangenheit.
"Oft im Weserstadion"
Die 31-Jährige hat nicht nur in der Saison 2013/2014 das Trikot des SV Werder getragen. Sie stammt zudem aus Ostfriesland, ihre ganze Familie ist Werder-Fan. "Ich war in meiner Jugend sehr oft im Weserstadion", erzählt de Haan. "Wir haben dort fantastische Spiele gesehen, die Stimmung ist unbeschreiblich."
Aus ihrer eigenen aktiven Zeit in Bremen kennt de Haan im aktuellen Kader nicht mehr viele. "Der Verein hat sich sportlich extrem weiterentwickelt. Entsprechend hat es dort auch einen personellen Umbruch gegeben", sagt de Haan. "Mit der Werder-Kapitänin Michelle Ulbrich allerdings habe ich in meiner Zeit dort noch zusammengespielt. Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen."
"Den nächsten Schritt gehen"
Aber die Kölnerinnen sehen die Begegnung mit dem Bundesligisten nicht nur als Abenteuer. Sie wollen die Überraschung schaffen, sie wollen die Sensation möglich machen. "Warum denn auch nicht?", fragt de Haan. "Wir haben in der zweiten Runde verdient den SV Weinberg besiegt, der zu diesem Zeitpunkt die Tabelle in der 2. Bundesliga angeführt hat. Warum soll es für uns nicht möglich sein, jetzt auch den nächsten Schritt zu gehen?" Der nächste Schritt wäre dann: das Viertelfinale des DFB-Pokals.
Um nichts dem Zufall zu überlassen, hat der gesamte Fortuna-Kader am Montagabend die Begegnungen des 1. FC Köln gegen den SV Werder Bremen in der Google Pixel Frauen-Bundesliga besucht. Die Bremerinnen haben eine beeindruckende Leistung gezeigt und haben mit einem 4:1 und drei weiteren Punkten im Gepäck die Heimreise angetreten. Die Werder-Frauen haben nun vier Begegnungen in Folge gewonnen. "Wir sind krasser Außenseiter. Aber wir sind nicht chancenlos", betont de Haan.
Diese Ambitionen werden auch durch die Infrastruktur unterstrichen, die der Verein nach und nach für seine Fußballerinnen aufbaut. Aufgrund der komplizierten Situation im Jean-Löring-Sportpark finden zwei der drei wöchentlichen Trainingseinheiten auf einer sehr guten Ausweichanlage in einem anderen Stadtteil statt. Die dritte Einheit wird vor Ort ausgetragen. "Es ist natürlich nicht optimal, dass wir nicht immer bei uns trainieren können", sagt Fortuna-Trainer Stefan Groß. "Aber wir haben einen guten Kompromiss gefunden, mit dem alle leben können."
"Das größte Spiel der Karriere"
Offensichtlich ist, dass sich dieses Engagement im Frauenbereich auszahlt. Nach dem Aufstieg der ersten Mannschaft in die Regionalliga spielt das Team nun in dieser Saison um den Sprung in die Zweitklassigkeit. "Wir gehen in jedes Ligaspiel mit dem Anspruch, es zu gewinnen", sagt Torhüterin de Haan. "Dies ist eines der Ziele, das wir vorher definiert haben." Im Moment sieht es gut aus: Das Team belegt kurz vor Ende der Hinrunde den zweiten Rang – alles ist noch möglich. Diese Ziele wurden im Vorfeld der Saison im Rahmen eines sportpsychologischen Workshops definiert.
Auf diesem Gebiet ist auch Torhüterin de Haan beruflich tätig: Für ein Bachelorstudium der Psychologie war sie drei Jahre in den Vereinigten Staaten und hat dort nebenbei für die Collegemannschaft der University of Portland gespielt. 2017 kehrte sie nach Deutschland zurück und spielte dann eine Saison für Bayer 04 Leverkusen. Danach ging für sie die Reise weiter. Für eine Saison wechselte sie in die Schweiz zu Grashopper Club Zürich. Dort startete sie 2019 mit ihrem Masterstudium in der Sportpsychologie. 2022 hat de Haan dann ihre Promotion an der Deutschen Sporthochschule Köln begonnen, an welcher sie bisher noch arbeitet. Den Abschluss hat sie für Ende 2025 geplant. Aktuell arbeitet sie als freiberufliche Sportpsychologin beim 1. FC Köln und ist für die U 15 und die U 21 zuständig.
Am Samstag jedoch hat sie eine ganz andere Aufgabe. Sie will verhindern, dass sie den Ball aus dem eigenen Netz holen muss. Kann das gegen diesen starken Gegner gelingen? "Wir glauben definitiv an unsere Chance", sagt de Haan. "Für alle von uns ist das das größte Spiel der Karriere. Es ist bereits ein Traum in Erfüllung gegangen, als wir das Achtelfinale des DFB-Pokals erreicht haben." Und jetzt wollen sie noch nicht aufwachen – sie wollen ihren Traum weiterleben.
Kategorien: DFB-Pokal der Frauen, Google Pixel Frauen-Bundesliga
Autor: sw
Zicai und Şehitler: "Ziemlich verrückte Tage"
Alara Şehitler vom FC Bayern ist seit heute 18 Jahre alt, die Freiburgerin Cora Zicai wird am Freitag 20 - und doch zählen beide schon zum Kreis der DFB-Frauen. Mit DFB.de sprechen die Toptalente über die Länderspiele gegen die Schweiz und Italien.
Bartsch: "Bayern oder Wolfsburg wäre ein absoluter Höhepunkt"
Borussia Mönchengladbach hat im DFB-Pokal bereits zwei Erstligisten ausgeschaltet und steht im Viertelfinale. Mit DFB.de spricht Kapitänin Kristina Bartsch über die Überraschungserfolge und einen möglichen Aufstieg in die Frauen-Bundesliga.
Alle Tore im Video: Zweitligisten Gladbach und HSV überraschen
Im DFB-Pokal der Frauen sind neben Titelverteidiger VfL Wolfsburg fünf weitere Erstligateams ins Viertelfinale eingezogen. Tickets gelöst haben zudem die Zweitligisten Borussia Mönchengladbach und Hamburger SV. DFB.de zeigt alle Tore im Video.