U 19-Junioren
Balitsch: "Von Spiel zu Spiel gesteigert"
Die deutsche U 19-Nationalmannschaft hat in der ersten EM-Qualifikationsrunde drei Siege in drei Spielen gefeiert. Im DFB.de-Interview ordnet Cheftrainer Hanno Balitsch die Leistungen seiner Mannschaft ein, die zur makellosen Bilanz und Topf eins für die Auslosung der zweiten Runde geführt haben.
DFB.de: Herr Balitsch, blicken wir zunächst auf das abschließende Gruppenspiel in der ersten EM-Qualirunde gegen Ungarn. Ihr Team kam nach einem Rückstand zurück und drehte die Partie mit einem Doppelschlag Mitte der zweiten Halbzeit. Wie bewerten Sie die Leistung Ihrer Mannschaft?
Hanno Balitsch: Nach dem Spiel waren wir im gesamten Trainerteam sehr zufrieden. Wir hatten uns vorgenommen, uns für die zweite Runde zu qualifizieren. Wir wollten Gruppenerster werden und uns im besten Fall für Topf eins der Auslosung der zweiten Runde qualifizieren. Das hat jeweils funktioniert.
DFB.de: Was hat Ihnen speziell gegen die Ungarn gut gefallen?
Balitsch: Positiv ist, dass wir uns von Spiel zu Spiel gesteigert und gegen Ungarn die beste Leistung gezeigt haben. Wir hatten in der ersten Viertelstunde zwei Großchancen und kurz danach noch einen Pfostenschuss. Die Jungs haben das, was wir uns vorgenommen haben, toll umgesetzt. Einzig das Tor als Brustlöser hat in der ersten Halbzeit gefehlt.
DFB.de: Stattdessen zeigte der Schiedsrichter kurz vor der Pause auf den Punkt - für Ungarn.
Balitsch: Der Elfmeter gegen uns, als die Flanke unserem Spieler an den Arm springt, war unglücklich. Und die Halbzeitansprache entsprechend interessant - ich konnte die Jungs nur darin bestärken, genau wie in den ersten 45 Minuten weiterzuspielen und an sich zu glauben. Das haben sie nach der Pause getan und den Druck ständig hochgehalten. Die Einwechslungen haben gepasst, drei der Jungs waren in der Entstehung des Ausgleichs beteiligt. Das zeigt, dass sich die Gruppe in der Woche gefunden hat.
DFB.de: Nach den Siegen gegen Andorra und Zypern war bereits vor dem letzten Spiel klar, dass Ihr Team für die nächste Runde qualifiziert ist. Inwiefern hat das die Herangehensweise an das Spiel gegen Ungarn beeinflusst?
Balitsch: Wir haben im Vorfeld des Lehrgangs die Aufgaben definiert, die wir angehen wollen: Oberste Priorität war es, sich für die zweite Runde zu qualifizieren. Den Haken haben wir mit dem Sieg gegen Zypern gesetzt. Im letzten Spiel ging es um die weiteren Aufgaben: mit der maximalen Punktzahl Turniersieger zu werden und sich für Topf eins zu qualifizieren. Deshalb hat sich die Herangehensweise nicht geändert. Die Jungs waren heiß und haben alle Aufgaben erfüllt.
DFB.de: Dabei wurde die Mannschaft ihrer Favoritenrolle gerecht: Sie geht als ungeschlagener Gruppensieger in die zweite Qualirunde im März 2025. Wie beurteilen Sie das Abschneiden in Andorra insgesamt?
Balitsch: Es war ein spannender, herausfordernder Lehrgang mit mehreren Besonderheiten. Unser erstes Spiel fand bereits am Dienstag statt, was den Auftakt schwierig gemacht hat, denn sieben unserer Spieler waren am Sonntag noch im Einsatz gewesen. Die Vorbereitungszeit war gleich null, und wir haben uns entschieden, die Aufstellung an die Vorbelastung anzupassen. Das haben die eingesetzten Jungs gegen Andorra gut gemacht. Hinzu kam, dass alle drei Spiele auf Kunstrasen und innerhalb kurzer Zeit stattfanden. Da ist die muskuläre Beanspruchung eine andere. Diese Herausforderungen waren logischerweise für alle Mannschaften gleich, aber das haben unsere Jungs gut angenommen. Wir haben schnell eine gemeinsame Idee und Emotionalität entwickelt, um drei gute Spiele zu machen. Aussagekräftig ist auch, dass wir im dritten Spiel gegen den stärksten Gegner unsere beste Leistung gezeigt haben.
DFB.de: Paris Brunner hat in allen drei Spielen getroffen. Robert Ramsak hat ebenfalls durch Tore auf sich aufmerksam gemacht. Haben sich auch Spieler aus anderen Mannschaftsteilen hervorgetan?
Balitsch: Klar, die Jungs vorne veredeln die Angriffe - aber wir haben dreimal eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt. Einige Beispiele zeigen, wie wertvoll die Zeit in dieser Gruppe für Einzelne sein kann. Maxim Dal und Almugera Kabar haben dreimal 90 Minuten gespielt. Mateo Kritzer hat viel Einsatzzeit bekommen. Assan Ouedraogo war gegen Ungarn eine Stunde auf dem Feld, um nach seiner Verletzung wieder Minuten in die Beine zu bekommen. Louis Babatz hat als dritter Torwart im Training ganz starke Leistungen gebracht. Das zeigt die Geschlossenheit der Truppe und mir als Trainer, dass viele Jungs von dem Lehrgang profitiert haben.
DFB.de: Welche Lehren ziehen Sie insbesondere aus den Spielen gegen defensiv agierende Gegner wie Andorra? Und wie kann das Team davon in der zweiten Runde, in der sich nur der Gruppensieger für die Endrunde qualifiziert, profitieren?
Balitsch: Wir werden den Lehrgang im Trainerteam genau analysieren, um im März die letzten Prozentpunkte herauszuholen. Klar ist: Es gibt viel Selbstvertrauen, wenn man einen Gegner wie Ungarn so dominant bespielt und so viele gemeinsam erarbeitete Muster aufgehen. Für uns wäre es gut, wenn die zweite Qualirunde in vier Wochen statt in vier Monaten beginnen würde. (lacht) So ist es unsere Aufgabe, die Jungs im März schnell an ihre Stärken und die Abläufe, die jetzt gut funktioniert haben, zu erinnern.
DFB.de: Wie bleiben Sie bis dahin in Kontakt mit den Spielern, woran können Sie in der Zwischenzeit überhaupt arbeiten?
Balitsch: Das beruht auf Gegenseitigkeit. Wir alle - die Mediziner, der Psychologe und auch die Lehrer - haben das Angebot ausgesprochen, dass die Jungs sich jederzeit melden können. Es gehört zu unserem Job, zwischen den Lehrgängen den Kontakt zu den Jungs zu halten. Über unser Scouting, per Telefon, im Videocall oder über einen Besuch beim Training oder beim Spiel. In Kleingruppen kann man auch taktische Impulse geben. Wir haben einige Ideen, um den Kontakt nicht abreißen zu lassen.
DFB.de: Im März warten stärkere Gegner. Wie schätzen Sie das Niveau der nächsten Qualifikationsphase ein?
Balitsch: Wir dürfen uns in so einem Viererturnier keinen Ausrutscher erlauben. Kleinigkeiten werden entscheiden, man muss ab dem ersten Augenblick voll da sein. Die Voraussetzungen haben wir in der ersten Runde geschaffen. Wir werden als Gruppenerster auf einen anderen Gruppensieger treffen. Leichte Gruppen gibt es nicht, das werden wir den Jungs klarmachen. In den vergangenen Lehrgängen haben wir jeweils ein Testspiel verloren. Solche Ausrutscher wie gegen Italien oder Rumänien haben im März möglicherweise Folgen. Und dennoch haben wir das Selbstverständnis, dass wir zu den Besten gehören. Der Jahrgang 2006 hat bei der EM und der WM gezeigt, auf den Punkt da zu sein. Wir gehen die zweite Runde positiv und voller Selbstvertrauen an.
Kategorien: U 19-Junioren
Autor: jf
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